Wenn Licht dem Dunkel folgt

Publiziert: 30 November 2014

Chaos herrschte, als der Renaissance-Maler Bramantino seine Werke schuf. Die schönsten sind in Lugano zu sehen.

Das Jahr geht zu Ende, dunkel, kalt, starr. Tief steht die Sonne am Horizont. Doch dann, Ende Dezember, wird alles anders: Obwohl der Winter noch immer herrscht, flösst die Hoffnung auf das wiedererwachende Leben den Menschen Zuversicht ein. An Weihnachten feiert die Christenheit die Geburt ihres Erlösers aus der Finsternis, ihr Vertrauen in eine hellere Zukunft. Das ist vielleicht die schönste Botschaft der Feiertage: Mag es auch dunkel sein, dem folgt doch stets das Licht.
Eine Phase chaotischen Umbruchs erlebte Europa auch im 15. Jahrhundert: Grausame Kriege erschütterten den Kontinent, die Scheiterhaufen brannten, als die Forderungen Martin Luthers nach einem religiös-geistigen Umdenken auf massiven Widerstand stiessen, Kolumbus suchte im Westen neue Wege übers Meer. Das Mittelalter ging in die Neuzeit über.

Kleiner Bramante ganz gross


In diese Welt der Gewalt und Irrungen, aber auch der neuen Möglichkeiten, wurde Ende des 15. Jahrhunderts in Bergamo Bartolomeo Suardi hineingeboren. Er hatte das Glück und die Begabung, dass der berühmte Architekt Donato Bramante im nahen Mailand ihn als Schüler aufnahm. Der junge Suardi zeigte ein solches Talent, dass die Leute ihm den Beinamen “kleiner Bramante” gaben – Bramantino.
Klein blieb er jedoch nicht. Vielmehr gilt er als ein richtungsweisender Spitzenvertreter der Renaissance, in der man versuchte, die Leistungen der antiken Künstler mit neuen Ideen zu verbinden. Ihm und weiteren Meistern jener Kulturepoche ist die Ausstellung “Bramantino. Die Neue Kunst der lombardischen Renaissance” im Museo Cantonale d’Arte in Lugano gewidmet.

Antike neu geboren


Kurator Mauro Natale und sein Team haben einige der besten Werke Bramantinos aus den renommiertesten Pinakotheken der Welt zusammengeführt. In chronologischer Reihenfolge kann der Besucher die Entwicklung des Künstlers verfolgen, von der anfangs noch detailverliebten Pinselführung hin zu einer immer stärker abstrahierenden Kunst, in der die Farbkomposition die Dominanz des Themas immer stärker zurückdrängt. Während die Hintergründe zu Beginn noch mittelalterlich wirken, treten – typisch Renaissance – zunehmend architektonische Elemente der Antike hinzu. Erkennbar ist auch der Versuch, die perspektivische Verkürzung zu integrieren, etwa in der “Beweinung des toten Christus”.
Das aussergewöhnlichste Bild für Tessinliebhaber dürfte die “Flucht nach Ägypten” sein. Die Franziskanerbrüder in Locarno gaben es zwischen 1515 und 1520 in Auftrag, um ihr damals im Bau befindliches Marienheiligtum Madonna del Sasso zu schmücken. Es ist der einzige bekannte “Bramantino” im Kanton. Frisch restauriert, ziert das Gemälde noch bis 11. Januar die Räume des Museums, bevor es in die Höhen seiner Felskirche zurückkehrt.

Info

Museo Cantonale d' Arte
Via Canova 10
6900 Lugano
+41 91 815 79 71
decs-mca@ti.ch

www.luganoregion.com
www.ticino.ch

Preis
Erwachsene CHF 12.-; AHV/IV/Senioren über 65, Gruppen und Studenten (17-25 Jahre) CHF 8.-; erster Sonntag im Monat und für Jugendliche bis 16 freier Eintritt

Wann

Bis 11. Jan.: Mi-So 10.00-18.00 Uhr Di und 1. Jan.: 14.00-18.00 Uhr Montags, am 24. und 25. Dez.: geschlossen

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